Viele Kräuter und Pflanzen, die uns heutzutage als Gewürze oder Teesorten bekannt sind, haben eine heilende Wirkung und können Beschwerden lindern. Über Jahrtausende waren sie das Einzige, was die Menschen einsetzen konnten, um wieder gesund zu werden und waren deshalb fester Bestandteil einer jeden Hausapotheke. Die ersten schriftlichen Belege dafür hat man in Babylonien gefunden, wo 5.000 Jahre alten Tontafeln die Wirkungen von Thymian, Schlafmohn und anderen Heilpflanzen beschreiben. Im deutschsprachigen Raum haben sich Gelehrte und Heiler wie Hildegard von Bingen und Paracelsus ebenfalls mit der wohltuenden Wirkung vieler Heilpflanzen auseinandergesetzt. In der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda gelten Gewürze seit jeher als Medizin und werden besonders bei chronischen Leiden eingesetzt.
Mit der Entwicklung der modernen Medizin geriet das Wissen über die Kraft der Heilkräuter mehr und mehr in Vergessenheit. Manche werden sogar als lästiges Unkraut abgetan, doch glücklicherweise wurde ihre heilende Wirkung in den letzten Jahren wiederentdeckt. Das Besondere an Heilpflanzen ist, dass sie in der Regel gegen mehrere Erkrankungen eingesetzt werden können, weil sie nicht nur natürliche Wirkstoffe enthalten, sondern auch Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Antioxidantien und ganz spezielle sekundäre Pflanzenstoffe. Letztere sind es meist auch, die für die spezifische Wirkung der Pflanze verantwortlich sind.
Heute kennt man ungefähr 3.000 Heilpflanzen, hier eine kleine Auswahl zur Inspiration*:
Thymian
Thymus ist der lateinische Begriff für Lebensenergie. Die ätherischen Öle vom Thymian wirken desinfizierend, keimhemmend und fördern die Durchblutung. Er gehört zu den Kräutern, die das Immunsystem stärken. Sie können ihn als Tee zur Behandlung von Atemwegserkrankungen oder Halsschmerzen verwenden. Als Gewürz wird er für seine verdauungsfördernde Eigenschaften geschätzt. Auch als wohliges Kräuterbad ist er ein toller Begleiter in Phasen, in denen Sie sich energielos fühlen.
Sonnenhut
Die auch unter dem Namen Echinacea bekannte Pflanze gilt hierzulande als traditionelles pflanzliches Arzneimittel. Sie stärkt das Immunsystem und wird gerne bei Atemwegsinfekten sowie bei oberflächlichen Wunden genutzt. Der Sonnenhut wirkt antiviral, antibakteriell, antibiotisch, entzündungshemmend und schmerzstillend und wird meistens als Fertigpräparat in der Apotheke erworben. Wenn Sie einen Sonnenhut-Tee machen möchten, verwenden Sie am besten die frischen Blätter und die Blüten, weil in getrockneter Form viele wertvolle Wirkstoffe verlorengehen.
Brennnessel
Wegen ihrer brennenden Blätter wird die Brennnessel oft gemieden, dabei ist sie ein echtes Multitalent. Reich an Eisen, Mineralien und Spurenelementen ist sie als eine hervorragende Stoffwechsel-Pflanze bekannt. Während Sie die Blätter als Tee während einer Entschlackungskur trinken können, geben die Brennesselsamen Kraft und wirken hervorragend bei Erschöpfungszuständen. Sie schmecken süßlich-nussig und verfeinern Suppen, Salate, Gemüsepfannen und Butterbrot.
Johanniskraut
Wenn Felder und Wegränder um die Sommersonnenwende in gelber Pracht erstrahlen, dann blüht wahrscheinlich das Johanniskraut und speichert wertvolle Sonnenenergie. Nicht umsonst nannte es Hildegard von Bingen die Arnika der Nerven. Es vertreibt Trübsinn, hilft aber auch gegen Nervosität, Schlaflosigkeit und Angstzustände. Was nur wenige wissen – es wirkt antiviral und auch antibakeriell, entzündungshemmend, schmerzstillend und schleimlösend. Getrocknet können Sie die Blüten und Blätter als Tee trinken.
* Vorsicht! Manche Heilpflanzen können die Wirkung von chemischen Medikamenten beeinflussen. Wenn Sie sich unsicher sind oder schulmedizinisch behandelt werden, sollten Sie zuerst mit einem Arzt oder Apotheker sprechen, bevor Sie Heilpflanzen anwenden.
Unser Tipp:
Sie möchten noch mehr über Heilpflanzen und -kräuter erfahren? Wir haben wieder ein paar Buchtipps für Sie:
- Aruna M. Siewert: „Pflanzliche Antibiotika: Geheimwaffen aus der Natur“, GU Verlag, 2020
- Sanja Lončar: „Heilkräuter und Gewürze gegen Schmerzen in Muskeln, Gelenken, Rücken, Knien usw.“, Jasno in glasno Verlag, 2019
- Susanne Fischer-Rizzi: „Medizin der Erde: Heilanwendung, Rezepte und Mythen unserer Heilpflanzen“, AT Verlag, 2005