Kein Kükenschreddern mehr: So geht’s weiter

Bis Ende 2021 wurden allein in Deutschland jedes Jahr etwa 45 Millionen Hühnerküken kurz nach dem Schlüpfen getötet. Nun verbietet ein deutsches Gesetz das massenhafte Töten männlicher Küken in der Legehennenzucht. Können Verbraucher*innen und Tierschützer*innen nun erleichtert aufatmen oder hat das Gesetz Tücken und Lücken?

 

Nachhaltigkeit heißt auch Tierwohl. Doch leider ist es so, dass Hühnerrassen, die für die Produktion von Eiern gezüchtet werden, für die Fleischerzeugung unrentabel sind. Daher werden weltweit männliche Küken dieser Rassen in den meisten Fällen nicht aufgezogen, sondern direkt nach dem Schlupf getötet. 

 

In Deutschland setzen sich landwirtschaftliche Bio-Betriebe und Tierschutzorganisationen seit über 10 Jahren für die männlichen Tiere ein. So entstand die Bruderhahn Initiative Deutschland (BID): Die nutzlose Tötung sollte verhindert und die Verbraucher*innen auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Die Initiative ist ein Erfolg, denn diese Ziele wurden erreicht: Mittlerweile beteiligen sich mehr als 25 landwirtschaftliche Betriebe und Handelsunternehmen der Bio-Branche an der BID und der Begriff „Bruderhahn“ ist gut etabliert. Sogar die konventionellen Handelsketten haben das Problem erkannt und entwickeln eigene Konzepte. 

Nicht das Gelbe vom Ei

Das deutsche Gesetz spricht sich zwar gegen die Kükenötung aus, regelt aber nicht die Erzeugungsketten aus dem Ausland, kritisieren Fachleute. Somit stammen Eier in verarbeiteten Produkten weiterhin von Betrieben, in denen geschlüpfte männliche Küken getötet werden. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, sieht den Kükenmord als eine Systemfrage, bei der die Legehenne eine Eierproduktionsmaschine bleibt. Für die Tiere hätte das bittere Folgen.

 

Das Gesetz weißt weitere Lücken auf:
• Für die Aufzucht und die Schlachtung der Bruderhähne fehlen nach wie vor gesetzliche Vorgaben und „Mindestlebzeiten“ der Tiere vor der Schlachtung.
• Für verarbeitete Eier gibt es noch immer keine Kennzeichnungspflicht. 
• Für Eier, die der Handel bereits mit der Angabe „ohne Kükentöten“ vermarktet, wurden schmerzempfindliche Embryonen getötet. 

Geschlechtsbestimmung im Ei

Die großindustrielle Landwirtschaft sucht weiterhin eifrig nach Methoden der frühzeitigen „In-Ovo-Geschlechtsbestimmung“. Bei dieser werden männliche Küken gar nicht erst ausgebrütet und stattdessen zu Tierfutter verarbeitet. Dazu gibt es derzeit folgende Verfahren: 

Endokrinologisch: Dem Ei wird Flüssigkeit entnommen, um das Geschlecht zu bestimmen. Leider ist dieses Verfahren erst ab dem neunten Bruttag möglich. Zu diesem Zeitpunkt hat der Hühnerembryo allerdings bereits ein Schmerzempfinden. Erst ab 2024 sollen Eingriffe am Hühnerei ab dem 7. Tag des Bebrütens verboten sein, so der Gesetzesplan der Bundesregierung.
Spektroskopisch: Das Ei wird mittels Laserstrahl am vierten Tag durchleuchtet und so das Geschlecht bestimmt.
 
Nachhaltige Bio-Betriebe distanzieren sich klar von diesen Verfahren, da sie am Problem der industriellen Massentierhaltung vorbeigeht und zu einer weiteren Spezialisierung und Industrialisierung führen könnte.
 

Nachhaltige Alternativen

Es gibt auch tierfreundlichere Methoden, mit den männlichen Küken umzugehen. Eine davon ist „der Bruderhahn“, bei dem die Tiere aufgezogen werden. Ein weiterer, längerfristig gedachter Lösungsansatz ist der von „Zweinutzungshuhn“, bei dem Hühnerrassen eingesetzt oder neu gezüchtet werden, die sowohl Eier als auch Fleisch liefern können. Bioland und Demeter haben sich bereits klar zum Zweinutzungshuhn bekannt. 
 

Das machen unsere Partner

• ebl-Naturkost ist Partner bei Ökohuhn, einer Initiative der Anbauverbände Bioland und Demeter. Hühner aus der ÖTZ (Ökologische Tierzucht GmbH) leben unter ökologischen Haltungs- und Fütterungsbedingungen, Küken werden nur gemischtgeschlechtlich abgegeben, d. h. für jede Henne wird auch ein Hahn großgezogen.
• SuperBioMarkt ist Partner bei der Bruderhahn-Aufzucht. Alle Eier im Markt sind Bruder-Eier und kommen direkt und ohne Zwischenhändler aus der Region.
 
Seit 2019 wurde die Bruderhahn Initiative in Brudertier Initiative Deutschland umbenannt, da sich nun die Mitglieder für weitere Tierarten einsetzen wollen. Ziel ist, jegliche unethische Praxis bei der Haltung, dem Transport und der Schlachtung von Nutztieren in der Landwirtschaft zu beenden. Es gibt also noch Einiges zu tun. Wir, die Konsumenten, können mitentscheiden: Denn jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel.

 

UNSER TIPP:

Wir haben Sie inspiriert? Hier finden Sie weitere interessante Informationen zum Thema:

  • https://brudertier.bio/bruderhahn
  • www.oekotierzucht.de

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