Wir leben in einer Zeit, in der viele wieder vermehrt darauf achten, wie viel sie für Lebensmittel ausgeben. Der Boom der Bio-Läden während der Corona-Pandemie ist vorbei, dafür haben aber konventionelle Geschäfte inzwischen aufgerüstet und bieten immer mehr Bio-Produkte zu günstigeren Preisen an. An sich eine gute Nachricht, aber …
Der Bundesverband Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hat die Preisentwicklung für konventionelle und Bio-Produkte in einer Untersuchung verglichen und ist zum Ergebnis gekommen, dass etliche Bio-Lebensmittel sich deutlich weniger stark verteuert haben: „Die Zahlen belegen: Bio ist preisstabil und wirkt als Inflationsbremse.“ Trotzdem belegen Umfragen, dass die Umsätze in den Bio-Lebensmittelgeschäften sinken. Die Verbraucher*innen ziehen es vermehrt vor, Bio im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) oder beim Discounter zu kaufen oder sind sogar wieder auf konventionelle Produkte umgestiegen.
Ob das nicht sparen an der falschen Stelle ist?! So werden die Kosten durch die Hintertür wieder bei uns landen, weil die Ausgaben für Gesundheit steigen oder Wasser immer teurer aufbereitet werden muss. Bio-Produkte offenbaren die wahren Preise für gesunde Lebensmittel aus zukunftsfähigen Strukturen – das gilt jetzt mehr denn je.
Die Kernfrage lautet also: Was ist uns Bio noch wert? Nachhaltiger Konsum ist jetzt wichtiger denn je, da die Klimakrise die Mutter aller aktuellen Krisen ist. Mit dem Kauf von Bio-Produkten werden wir als Konsument*innen Teil einer attraktiven Lösung – unserer enkeltauglichen Zukunft. Unsere Käufe sind eine aktive, bewusste und wertekongruente Entscheidung sowie eine Möglichkeit, persönlich etwas zu tun – in einer Zeit, in der so Vieles kaum beeinflussbar ist.
Die Kosten zahlen andere
Der größte Unterschied zwischen Bio- und konventionellen Lebensmitteln besteht in der Art der Landwirtschaft, die für die Produktion eingesetzt wird. Bio-Landwirtschaft ist nachhaltiger und umweltfreundlicher, da sie auf den Einsatz von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden verzichtet. Aufgrund der strengen Richtlinien wird auch der Einsatz von Antibiotika bei der Tierhaltung begrenzt. Zudem wird bei der ökologischen Landwirtschaft auf eine artgerechte Tierhaltung geachtet.
Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Art der Verarbeitung. Bio-Lebensmittel werden schonender verarbeitet als konventionelle Lebensmittel, da keine künstlichen Zusatzstoffe verwendet werden dürfen. Dadurch bleiben die natürlichen Nährstoffe und Vitamine besser erhalten.
Welche Bio-Verbände gibt es?
Bio-Produkte aus dem Discounter sind häufig mit dem EU-Biolabel gekennzeichnet, erfüllen allerdings nur absolute Mindestanforderungen. Wer sich strengere Vorgaben wünscht, zum Beispiel hinsichtlich fairer Arbeitsbedingungen, sollte auf Labels deutscher Bio-Verbände achten, wie etwa:
Bioland ist der größte Bio-Verband in Deutschland und setzt hohe Standards für ökologische Landwirtschaft. Bioland-Betriebe müssen unter anderem auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern verzichten. Auch der Einsatz von Gentechnik und Antibiotika ist bei Bioland-Betrieben stark eingeschränkt.
Demeter setzt als Bio-Verband auf biodynamische Landwirtschaft. Demeter-Betriebe arbeiten nach den Prinzipien der Anthroposophie und legen besonderen Wert auf die Gesundheit des Bodens und die Erhaltung der natürlichen Lebensräume. Der Verband geht über die Standards von Bioland hinaus.
Naturland setzt ebenfalls hohe Standards für Bio-Lebensmittel. Er gibt zusätzliche soziale Richtlinien für den Umgang mit den Mitarbeitern vor und hat wegweisende Standards für die biologische Fischzucht in Aquakulturen und die ökogische Waldnutzung erarbeitet. Naturland legt zudem Wert auf soziale Aspekte und fördert die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten.
Biokreis hat sich das Ziel gesetzt, in überschaubaren Regionen eine Zusammenarbeit aller Beteiligten nach ökologischen Grundsätzen zu fördern und die ursprüngliche, bäuerliche Landwirtschaft auf der Basis des Ökologischen Landbaus lebensfähig zu erhalten. Man setzt auf regionale Strukturen, die vertrauensvolle und verbindliche Marktpartnerschaften ermöglichen.
UNSER LESETIPP:
• Volkert Engelsman (Hrsg.) und Bernward Geier (Hrsg.): „Die Preise lügen. Warum uns billige Lebensmittel teuer zu stehen kommen.“, oekom Verlag, 2018