Waldbaden – zurück zur Natur

Der Hektik des Alltags entkommen, das Handy zu Hause lassen und einfach mal bewusst in den Wald abtauchen: Was sich wie ein herkömmlicher Gesundheitstipp anhört, ist eine bewährte Naturtherapie aus Japan.

 

Unter ‚Shinrin-Yoku‘ – zu deutsch Waldbaden – versteht man einen achtsamen Waldspaziergang, bei dem Sie ausgiebig Zeit in der Natur verbringen. Waldbaden soll dazu verhelfen, die geistige und körperliche Gesundheit zu verbessern und die Energiereserven einmal ordentlich aufzufüllen. Die entspannende Wirkung des Waldbadens wird seit Beginn der 1980er Jahre wissenschaftlich erforscht und wurde inzwischen in zahlreichen Studien belegt. An japanischen Universitäten ist sogar eine fachärztliche Spezialisierung in „Waldmedizin“ möglich.


In Japan eine anerkannte Stress-Management-Methode

Das bewusste Eintauchen in die Waldatmosphäre wirkt präventiv, hilft bei Zivilisationskrankheiten wie Schlafstörungen, Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Beschwerden und ist ganzheitlich heilsam. Wichtig beim Waldbaden ist, die Atmosphäre mit allen Sinnen wahrzunehmen und ganz präsent zu sein. Grundsätzlich wirkt jeder Aufenthalt in der Natur stressreduzierend, beim Waldbaden wird die Entspannung zusätzlich verstärkt. Denn durch die Achtsamkeit, die man an den Tag bringt, steigt im Wald die Anzahl der Killerzellen, die beispielsweise gegen Krebs wirken. Kortisol und Puls sinken ebenfalls – der Wald wirkt als Therapeut. Zudem wird durch das Einatmen der ätherischen Öle, die von den Bäumen abgegeben werden, das Immunsystem gestärkt. Deshalb gelten angeleitete Aufenthalte im Wald mittlerweile auch in Deutschland als anerkannte Präventionsmaßnahmen.


Waldbaden in Deutschland

In Japan gibt es mehr als 70 zertifizierte Heilwälder. Der therapeutische Effekt von asiatischen Pinien, Zedern und Lerchen lässt sich nicht direkt auf unsere heimischen Baumarten übertragen, weil jedem Baum spezifische Charakteristika und Energien zugeschrieben werden. Je nach Waldart gibt es auch klimatische Unterschiede.

Den ersten Kur- und Heilwald in Europa gibt es seit 2016 auf der Insel Usedom. Die Kombination aus See- und Waldluft soll besonders bei Erkrankungen der Atemwege, des Bewegungsapparates und Depressionen hilfreich sein. Gerne können Sie Waldbaden auch mit Meditation verbinden. Gute vier Stunden sollte eine Walbdaden-Sitzung dauern und dabei sollten nicht mehr als 4 km zurückgelegt werden, empfehlen japanische Mediziner.

Ein Geben und Empfangen

Beim Waldbaden kommen Sie nicht nur zur Ruhe, es geht auch um das Miteinander, sagt Waldtherapeutin Lia Braun: „Man kann nicht nur mit Menschen und anderen Tieren eine Beziehung aufbauen, sondern auch mit Pflanzen, mit allem Lebendigen. Nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe.“

Wenn Sie noch keine Erfahrung mit Waldbaden haben, empfiehlt es sich, eine bestimmte Reihenfolge als Orientierung zu nehmen. Machen Sie sich zuerst mit dem Wald vertraut, schauen Sie sich um. Was sehen Sie, was gibt es hier alles? Lenken Sie anschließend die Aufmerksamkeit auf den Atem, denn so kommen Sie ins Spüren. Nehmen Sie den Rhythmus des Waldes wahr. Berühren Sie einen Baum, tasten Sie seine Rinde ab. Ertasten Sie die Erde, riechen Sie an ihr, schnuppern Sie Waldluft. Sie werden sehen: Wenn Sie Ihre Augen wieder öffnen, ist die Welt frischer und lebendiger.



UNSER TIPP:

Wir haben Sie inspiriert? Hier finden Sie weitere interessante Informationen zum Thema:

  • https://www.bundesverband-waldbaden.de
  • Jörg Meier: „Im Wald baden: Der Heilpfad zu Glück und Gesundheit“, Knaur, 2018
  •  Annette Bernjus und Anna Cavelius: „Waldbaden: Mit der heilenden Kraft der Natur sich selbst neu entdecken“, mvg Verlag 2018
  • Angela Schuh und Gisela Immich: „Waldtherapie – das Potential des Waldes für Ihre Gesundheit“, Springer 2019

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